Page 15 - Unterricht für Eltern
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Ein trauriges Kind
Ein trauriges Kind
Es liegt mir sehr am Herzen, über dieses Thema zu sprechen.
Sooft ich auf die Strasse gehe, begegnen mir traurige Kinder
und Jugendliche. Mir persönlich schneidet dies sehr tief ins
Herz, und der Anblick treibt mir jedesmal das Wasser in die
Augen. Meine stille Frage: „Was wohl ist in diesem jungen
Herzen in Brüche gegangen?“ Kaum ein Mensch kann diese
Tragödie nachvollziehen.
Ein trauriges Kind ist fürwahr ein trauriges Kind . – Mutter,
Vater, Du musst spüren, wenn Dein Kind traurig ist, und Du
darfst es nicht übergehen. Auf keinen Fall darfst Du denken:
„Das geht vorbei. – Es ist wohl nicht so schlimm.“ Ist ein Kind
traurig, dann sitzt etwas sehr tief, tief in der Seele.
Beispiele: Das Kind hat irgend etwas erlebt, was zutiefst
gegangen ist – ist masslos enttäuscht worden (ein
Kind vertraut immer voll) – sein Vertrauen ist
schändlich missbraucht worden – das Kind steht
ständig zwischen Tür und Angel (geschiedene El-
tern). – Das Kind erfährt von Nachbarn oder auf
dem Schulweg etwas Nachteiliges über seine El-
tern, Geschwister – vielleicht etwas, was die Eltern
bis hierher verborgen hielten. – Vielleicht hat das
Kind, klein oder gross, selber etwas angestellt – er-
lebt, worüber es sich wirklich schämt oder Angst
hat, darüber zu sprechen. Vielleicht denkt es: „Na
ja, ich schweige besser darüber, sonst gibt’s ein
Donnerwetter oder eine riesen Strafe, vielleicht so-
gar Schläge.“ Vielleicht denkt das Kind: „Einfach
alles möglichst überspielen, möglichst alles per-
fekt funktionieren lassen, damit bloss niemand et-
was merkt.“
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