Page 19 - Unterricht für Eltern
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Ein trauriges Kind
ehrlich ist. Nicht immer muss im selben Moment Antwort
oder Diskussion erfolgen. Man soll dem Kind auch zu verste-
hen geben, dass gerade der ungünstigste Moment ist – dass
nach erledigter Arbeit mehr Zeit und Ruhe ist, um auf seine
Fragen einzugehen. Dadurch lernt das Kind: Geduld, Ver-
ständnis und Mitfühlen. Wenn dem Kind diese Tugenden
nicht vorgelebt und ins Herz gelegt werden, wird es leicht zum
Tyrannen. Die Kinder kopieren die Eltern.
Wir Erwachsenen brauchen manchmal Zeit, um über etwas
hinwegzukommen. Dem Kind ergeht es ebenso. – Lasst ihm
Zeit, seinen Ärger zu verdauen. Natürlich muss auch hier dem
Kind mit Geduld und Liebe beigebracht werden, dass es sei-
nem Ärger nicht an Geschwistern, Tieren oder Möbelstücken
Luft machen darf. Beherrschung, Anstand und Korrektheit
muss es auch lernen. Das gütige Zureden und Erklären ist so
wichtig. Wie oft werden dem Kind die Worte nur so hinge-
worfen wie einem Hund die Knochen – grob, ja brutal. Dem
Kind (ich rede immer von kleinen und grossen Kindern) tut
das weh. Die feinbesaitete Seele empfindet ganz genau –
klar und fein, kann sich jedoch meistens nicht ausdrücken –
oder darf nicht, da es sonst einen Klaps auf den Mund riskiert.
Mutter, bitte täglich um die nötige Kraft, Ruhe und Geduld,
auch um den guten Wortschatz. Dein Tagewerk geht auf im
geduldigen Hinhören – im ruhigen Zureden – in liebender
Zuwendung und ständigem Hineinfühlen und Hineindenken
nebst der häuslichen Arbeit. Es ist grossartig, Mutter zu
sein, aufzugehen in einer Aufgabe und einem Auftrage, an
GOTTES Schöpfung mitzuarbeiten. Die Kinder in die Welt
setzen ist wohl leicht, doch aus ihnen brauchbare und gute
Menschen zu machen, dazu brauchen die Eltern die Hilfe
GOTTES, Bildung und Selbsterziehung.
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